Stand: SoSe 2021

Die Nachhaltige & Soziale Liste ist ein Zusammenschluss von Studierenden, die sich für eine nachhaltige, sozial-gerechte, vielfältige, inklusive, barriere-freie, demokratische und politische Universität Stuttgart einsetzen. An der Gestaltung unserer Universität bringen wir uns durch die Arbeit im Studierendenparlament, in stuvus-Referaten und stuvus-Arbeitskreisen sowie durch unser Engagement in den verschiedenen nachhaltigen und sozialen Hochschulgruppen ein. Insbesondere setzen wir uns für die Belange ungehörter Minderheiten und zukünftiger Studierender ein. Wir sehen die Universität als politischen Raum, denn auch die Hochschule ist Teil der Gesellschaft und muss sich als solcher Verhalten!

Unsere Forderungen und thematischen Schwerpunkte

Campus als Begegnungsort

Die Universität als offene Bildungseinrichtung lebt besonders von einem offenen Austausch. Wir haben daher die Vision vom „Campus als Begegnungsort“, an dem Studierende und Lehrende sich interdisziplinär vernetzen und zusammenkommen können.

Wir wünschen uns mehr Leben an der Universität, mit einer vielfältigen Gastronomie, Fairteilern, Wasserspendern, Gärten, Veranstaltungen, Ausstellungen und anderen Ausgeh- und Begegnungsstätten. Wir sehen die Campi in Stadtmitte und Vaihingen nicht nur als Lern- und Arbeitsorte, sondern auch als lebendige Wohn- und Freizeitviertel. Natürlich braucht es hierfür auch mehr Grün- und Erholungsflächen und eine bessere Fahrradinfrastruktur. Darüber hinaus lässt sich das mit einer Förderung des internationalen Kunst- und Kultur-Austauschs durch musikalische, historische und traditionelle Veranstaltungen verbinden!

Wir begrüßen es sehr, dass seit kurzem ein Green Office an der Universität Stuttgart aufgebaut wird. Dieses kann als zentrale Anlaufstelle fungieren, an dem wir gemeinsam unsere Campi von morgen mitgestalten. Noch ist unklar, welche Aufgaben das Green Office tatsächlich übernehmen können wird – die Bedarfe sind hoch und die Ressourcen knapp. Wir fordern deshalb, dass das Green Office langfristig die benötigten Ressourcen erhält, d.h. zum einen finanzielle Mittel, aber auch Räumlichkeiten an zentralen Stellen an der Uni Stuttgart. Wir halten es außerdem für essentiell, dass das Green Office ein studentisch geprägtes Nachhaltigkeitsbüro wird, Studierende eigene Ideen für mehr Nachhaltigkeit an der Uni Stuttgart realisieren und selbst Leitungsaufgaben übernehmen können und keine strikten Hierarchien entstehen. Damit das Green Office an der Uni Stuttgart ein Erfolg wird, muss es eine offene Plattform für alle werden.

Solidarisch & vielfältig

Vielfalt

Jeder Mensch ist ein Individuum und möchte als solches behandelt werden, dazu gehört auch, dass niemand egal für welche Eigenart diskriminiert wird. Daher sind wir als „Nachhaltige & Soziale Liste“ gegen jede Form von Rassismus, Sexismus und andere Formen der Unterdrückung persönlicher Entfaltung und zeigen klare Kante gegen Rechts. Wir stehen ein für kulturelle, sexuelle und geschlechtliche Vielfalt und einen pluralen, demokratischen Meinungsaustausch. Da Diskriminierung bereits in der eigenen Wortwahl beginnt, setzen wir uns für eine gendersensible Sprache an der gesamten Universität Stuttgart ein und werden auch das stuvus-Referat für Gleichstellung, Diversity und Soziales in seiner Arbeit unterstützen. Des Weiteren sollte es das Ziel der Studierendenvertretung sein, auch personell die Vielfalt der Studierenden abzubilden und mehr weibliche und diverse Studierende einzubinden. Eine paritätische Besetzung sollte angestrebt werden. Zudem sind wir der Überzeugung, dass Frauen* in der Wissenschaft stärker gefördert werden sollten.

International

Wie in der Wissenschaft sollte auch in der universitären Lehre der Zugang für internationale Studierende erleichtert werden. Dafür ist es wichtig, sprachliche Hürden niedrig zu halten und eine Partizipation am universitären Alltag zu ermöglichen. Wir als „Nachhaltige & Soziale Liste“ fordern daher, alle für internationale Studierende relevanten Inhalte auch in englischer Sprache bereitzustellen. Außerdem sprechen wir uns, im Sinne eines internationalen freiheitlich-wissenschaftlichen Austausches, entschieden gegen die landespolitische Diskriminierung von Studierenden aus nicht-EU-Ländern durch Studiengebühren aus!

Wohnen

Angesichts der weiter steigenden Mietpreise und der unzumutbaren Situation für Studierende bei der Wohnungssuche werden wir uns dafür einsetzen, dass die Universität klare Forderungen zur stärkeren Förderung bezahlbaren Wohnraums an die Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik richtet. Es soll mehr Wohnraum für Studierende geschaffen werden und eine Entlastung des Studierendenwerks durch einen höheren Zuschuss aus Landesmitteln stattfinden.

Corona

Die Pandemie stellt uns alle – sowohl im Studium als auch im Alltag – vor große Probleme: Einige von uns haben ihren Nebenjob verloren, anderen fällt die Kinderbetreuung weg und wiederum andere kümmern sich um Verwandte oder engagieren sich in Nachbarschaftshilfen oder Ähnlichem. Hier ist es wichtig, dass die Uni eben jene in dieser schwierigen Lage unterstützt, indem Vorlesungen aufgezeichnet und langfristig bereitgestellt werden. Aufgrund der zunehmenden Isolation der Studierenden ist es außerdem essentiell, dass sich Studierende untereinander auch im Digitalen vernetzen können. Deshalb fordern wir die Bereitstellung einer geeigneten Online-Plattform zum gemeinsamen Lernen und Austauschen.

In den vergangenen Semestern sind viele Studierende auf der Strecke geblieben, da Unterstützung seitens der Politik zu spät und zu lasch erfolgt ist. Wir unterstützen den studentischen Forderungskatalog „Solidarsemester 2020“ und fordern deshalb auch für die kommenden Semester Solidarität mit allen Studierenden, die durch die Pandemie besonders benachteiligt werden.

Trotz Corona ist es wichtig, dass die Universität eine Begegnungsstätte bleibt. Wir fordern deshalb, dass unter Einhaltung aller Hygienevorschriften gerade für Erstsemester so viele Präsenzangebote wie möglich verantwortbar geschaffen werden. Außerdem sollen möglichst viele Lernräume den Studierenden zur Ermöglichung einer angemessenen Lernumgebung wieder zur Verfügung gestellt werden.

Gute & Zukunftsfähige Lehre

Wir setzen uns für eine gute und zukunftsfähige Lehre ein, die das Wohl der Gesellschaft im Blick hat und sich verstärkt an den Zielen für Nachhaltige Entwicklung orientiert. Um den sozialen und ökologischen Herausforderungen gerecht zu werden, benötigt es mehr fächerübergreifenden Austausch und Freiräume zur Reflexion. Wir fordern deshalb einen uniweiten Diskurs, wie Nachhaltigkeit und Reflexion in die Lehre an der Universität Stuttgart integriert werden können. Hierzu soll mit dem Prorektorat für Lehre kooperiert und der Tag der Lehre als Plattform zum Einstieg in die Thematik genutzt werden.

„Zukunftsfähigkeit“ ist interdisziplinär und sollte in allen Studiengängen thematisiert und diskutiert werden. Eine Einführung sollte deshalb bereits zu Beginn des Studiums erfolgen, um möglichst alle Studis auf dem Weg hin zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft im Sinne einer sozial-ökologischen Transformation mitzunehmen. Vor dem WiSe 2020/21 fand erstmals die Erstsemesterakademie BaWü „zukunftsfähig“ statt, die von Studis für die neuen Erstis organisiert wurde. Wir fordern eine Verstetigung der Erstsemesterakademie als festes Angebot vor Beginn eines jeden Wintersemesters.

Aufgrund der Pandemie hat die digitale Lehre an Bedeutung gewonnen. Für eine gute & zukunftsfähige Lehre stellen wir folgende Forderungen für die digitale Lehre auf:

  • Onlineaufzeichnungen und langfristige Bereitstellung der Aufzeichnungen sollten immer gegeben sein, um Alleinerziehenden oder Care-Arbeit-Leistenden ein Studium zu ermöglichen 
  • Interaktionen müssen auch in der Online-Lehre möglich sein und gefördert werden.
  • Die Universitätsverwaltung darf sich nicht darauf ausruhen, dass die Technik für Aufzeichnungen zum aktuellen Zeitpunkt in einigen Hörsälen bereitsteht; die Wartung der vorhandenen technischen Ausstattung muss stets gewährleistet und entsprechendes Personal vorhanden sein.
  • Open Source-Software sollte mehr gefördert („Public Money? Public Code!“) sowie Nachhaltigkeitskriterien bei der Auswahl verstärkt in Betracht gezogen werden (Unabhängigkeit von Konzernen, Datensouveränität und Datensparsamkeit, Förderung von Gemeinwohl, dezentrale Teilhabe, etc.).
  • Die an der Uni und in der digitalen Lehre eingesetzten Tools müssen datenschutzfreundlich sein. Insbesondere fordern wir eine datenschutzfreundliche Alternative zu Cisco Webex und Microsoft Teams.
  • Im Namen des Datenschutzes fordern wir die Verwaltung der Universität und die einzelnen Fakultäten dazu auf, ihre Wahl der Standardsuchmaschine zu ändern und auf jedem neu aufgesetzten Computer diese Wahl umzusetzen.
  • Nach der Pandemie muss wieder auf einen Lehrbetrieb in Präsenz umgestellt werden – wir wollen zwar Vorlesungsaufzeichnungen, aber langfristig keine reine Online-Lehre!

Kritische & innovative Forschung

Zu einer Universität gehört natürlich eine innovative Forschung, die wichtige Beiträge zur Gestaltung der Gesellschaft von morgen liefert und sich kritisch mit sozialen und ökologischen Implikationen auseinandersetzt. Als Studierende haben wir keinen direkten Einfluss auf die wissenschaftliche Ausrichtung der Universität, jedoch können und möchten wir Probleme aufzeigen, die offen diskutiert werden sollten.

Die Vision der Universität Stuttgart lautet „Intelligente Systeme für eine zukunftsfähige Gesellschaft“. Wie eine solche „zukunftsfähige Gesellschaft“ aussehen kann, sollte an der Universität offen diskutiert und die Rolle von technologischen Innovationen bzw. intelligenten Systemen kritisch reflektiert werden. Nur durch die Einbeziehung aller Universitätsangehörigen in einem ganzheitlichen Prozess kann die Vision real werden und einen tatsächlichen, positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben.

Konkret fordern wir eine Ausfinanzierung der Universität, um eine breite und kritische Wissenschaft zu sichern. Hierzu gehört auch die Abschaffung von Studiengebühren für ausländische Studierende, um dem internationalen Austausch während des Studiums nicht weiter zu schaden, sondern ihn zu fördern. Kritische Wissenschaft beinhaltet auch das Hinterfragen und Reflektieren bestehender Systeme und den Diskurs über alternative Wirtschafts- und Gesellschaftsformen. Die Forschung sollte sich an den 17 Zielen zur nachhaltigen Entwicklung orientieren; das heißt, dass die Forschung die ökologischen Implikationen stets beachten, sowie sozial und friedlich sein muss.

Noch finden an der Universität Stuttgart leider immer wieder Rüstungsforschungsprojekte statt und bei Firmenkontaktmessen sind Hersteller von Rüstungsgütern (z.B. Kampf-Waffen-Raketensystemen) häufig vertreten. Daher fordern wir die Einführung einer Zivilklausel an der Universität Stuttgart, also einer Selbstverpflichtung, keine militärische Forschung zuzulassen.

In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, durch konsequente Ausfinanzierung die Drittmittelabhängigkeit vieler Forschungsbereiche zu verringern und erwarten von der Universität Stuttgart vollständige Transparenz über Drittmittel.

Nachhaltig und ganzheitlich

Ein ganzheitlicher Ansatz, den Betrieb an der Universität Stuttgart nachhaltig aufzustellen, ist noch in weiter Ferne. Es fehlt an Transparenz, Koordination von Nachhaltigkeitsbestrebungen und vor allem an Glaubwürdigkeit.

Der Struktur- und Entwicklungsplan für 2021-2025 der Universität macht etwas Hoffnung, dass die Universität sich ihrer Verantwortung bewusst wird. Die Etablierung eines Green Office, Einführung von EMAS (Umweltmanagementsystem) bis 2025, die Zielsetzung zur Klimaneutralität bis 2035 und das neue siebte strategische Ziel „Aktiv für eine nachhaltige Entwicklung„, sind wichtige und notwendige Schritte in Richtung einer nachhaltigen Universität Stuttgart. Die Zielsetzung zur Klimaneutralität halten wir jedoch für zu wenig ambitioniert, da dieses mit den aktuell geplanten Maßnahmen nicht ausreichend ist, einen gerechten Anteil zum 1,5 °C-Ziel beizutragen.

Unsere Forderungen, die Uni nachhaltiger und klimafreundlicher zu gestalten, unterteilt in die vier Bereiche „Glaubwürdigkeit & Transparenz“, „Mobilität“, „Ressourcen & Energie“ und „Verpflegung“:

Glaubwürdigkeit & Transparenz

  • Übernahme von Verantwortung zur Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung
  • freie und offene Bildungsveranstaltungen für eine ökologische und gerechte Zukunft
  • offener Diskurs über „Zukunftsfähigkeit“
  • jährliche Nachhaltigkeitsberichte

Ressourcen & Energie

  • Entwicklung einer Strategie zur Müllvermeidung und Mülltrennung in der Universität und in den Cafeterien und Wohnheimen
  • Einführung von Papiertonnen in den Büros der Universität Stuttgart
  • Bepflanzung der Uni-Gebäude – für grüne statt graue Fassaden
  • Photovoltaik-Anlagen auf allen Uni-Dächern
  • Umsetzung eines ganzheitlichen Energiekonzepts zur Erreichung der Klimaneutralität. Langfristig sollte die Energie, die aus dem HKW in Vaihingen gewonnen wird durch erneuerbare Energien ersetzt werden. 

Mobilität

  • bessere Fahrradinfrastruktur: sichere und schnelle Fahrradwege, Werkstätten und Reparaturstationen, Fahrradboxen
  • Übernahme der Kosten der RegioRadStuttgart-Stationen auf dem Unigelände sowohl in Vaihingen als auch in Stadtmitte durch die Universität
  • mehr S-Bahn-Linien zum Uni-Campus Vaihingen
  • gute Anbindung des Uni-Campus Vaihingen, auch während Tunnelsperrungen und unter der Woche nachts
  • 365€-Jahres-Tickets für das VVS-Netz; mittelfristig als landesweites Ticket
  • echte zukunftsfähige Mobilität statt eines Parkhauses am Campusrand (Stichwort „MobiLab“)

Verpflegung

  • besseres veganes Angebot in den Mensen und besonders in den Cafeterien
  • tägliches, preisgünstiges veganes Hauptgericht in den Mensen
  • Erhöhung der Transparenz bzgl. Nachhaltigkeit (CO2-eq-Bilanzierung) & Gesundheit (Nutri-Score)
  • Einführung von Wasserspendern, zumindest in allen Neubauten
  • Wir begrüßen Foodtrucks, wenn diese nachhaltige Speisen anbieten und Reste angemessen entsorgen.
  • mehr Möglichkeiten mitgebrachte Speisen zu erwärmen und/oder verzehren

Demokratisch & politisch

Wir wollen uns für mehr studentische Mitsprache in den universitären Gremien einsetzen. Transparenz über die Entscheidungen in Uni-Gremien und Gremien der Studierendenvertretung sind Grundvoraussetzung für ein funktionierendes demokratisches System. Dies ist leider bislang nicht immer gegeben.

Des Weiteren fordern wir ein allgemeinpolitisches Mandat für die Verfassten Studierendenschaften ein. Die konstruierte Trennung von Allgemeinpolitik und Hochschulpolitik ist unnötig und problematisch zugleich. Als Studierendenschaft sind wir ein wichtiger Teil der Gesellschaft und sollten uns entsprechend politisch äußern dürfen. Gerade im Zuge der Corona-Pandemie wurde wieder deutlich, dass wir Studierenden bislang unzureichende Möglichkeiten der Interessensvertretung gegenüber der Politik haben.

Was haben wir bereits erreicht?

Seit dem Sommersemester 2018 setzen wir uns als „Nachhaltige & Soziale Liste“ für Nachhaltigkeit und für ein soziales Zusammenleben an der Universität Stuttgart ein. Unter anderem können wir bislang folgende Erfolge vorweisen:

  • Schaffung des stuvus-Referats für Nachhaltigkeit
  • Einführung und Finanzierung von RegioRad-Stationen
  • Umstellung des Semestertickets auf flexible Buchbarkeit
  • Abmilderung der Erhöhungen des Semesterbeitrags durch das Studierendenwerk
  • Einführung eines Green Office an der Uni Stuttgart
  • Etablierung eines veganen Hauptgerichts in den Mensen
  • Einführung einer pflanzlichen Milchalternative an den Kaffeeautomaten
  • Mitwirkung an der Einführung des Recup-Pfandsystems
  • Positionspapier zur Klimakrise, entsprechende Forderungen an die Uni und Zielsetzungen der stuvus
  • Offener Brief für zukunftsfähige Videokonferenztools an der Uni Stuttgart und Stellungnahme zu Datenschutz an Hochschulen in Baden-Württemberg.